Geschichte Handschuhsheims Spezialitäten / Diachrone Synopse

 

Ersterwähnung

Handschuhsheim wird urkundlich in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts zuerst genannt. Der Ort war aber bereits längst für das Christentum gewonnen worden. Er existierte also länger. Für die lange Entwicklung spricht die bereits vorgeschrittene Parzellierung des Grundbesitzes. Es ist nicht möglich zu bestimmen, bis wann das ursprüngliche Handschuhsheim zurückgeht. Die Friedhöfe aus der Siedlung Pfädelsacker und aus Hainsbachweg gehen bis ca. 500 zurück. Angesichts der Tatsache, dass vor dem 8. Jahrhundert nicht üblich war, die Verstorbenen nahe der Kirche zu bestatten, ist davon auszugehen, dass diese Methode hier an ihre Grenzen angelangt ist. Die Zugehörigkeit der Toten zu den Siedlungen ist daher spekulativ.

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Ortsbestimmung

Nach Derwein: Ungeachtet der Lage der Friedhöfe kann man davon ausgehen, dass das ursprüngliche Handschuhsheim nach germanischem Muster entlang des Baches lag, etwa um die Mühltalstraße, zwischen Gasthaus Bachlenz und Rathaus.

Grafie

Die ältesten Belege weisen den Ort als <Hantscuhesheim>, <Hanscuesheim> und ähnlich aus.

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Toponymik

<Handschuh-> ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Personenname.

<-heim> deutet darauf hin, dass Handschuhsheim eine Gründung der nachrömischen Zeit war. Alemannen und Franken vermieden die Übernahme von römischen Siedlungen. Sie suchten die Örtlichkeiten für eine Niederlassung nach anderen Gesichtspunkten als die Römer. Funde aus der Römerzeit sind daher in Handschuhsheim lückenhaft.

Dem Ort wird sehr früh Marktrecht verliehen und heißt Jahrhunderte hindurch Flecken.

weiterführende Literatur:

Jahrbuch 1999 Stadtteilverein Handschuhsheim e.V.

Warum heißt Hendesse »Handschuhsheim«?

Mundart

Die Handschuhsheimer Mundart gehört zum fränkischen Dialekt.

Bevölkerung

Im Gegensatz hierzu blieb die Bevölkerung ein Konglomerat aus den Resten der früheren Völkerschichten, bis sie allmählich im fränkischen Stamm aufgingen.

Die meisten Handschuhsheimer waren freie Kleinbauern.

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Der Heiligenberg

Früher Aberinsberg.

Nach Derwein: Der Heiligenberg war in erster Linie eine Kult- und Zufluchtsstätte aus der grauen Vorzeit. Die Wallanlage ist nicht näher bestimmbar. Die Befestigung durch zwei konzentrischen Ringwälle erfolgte durch die Kelten der letzten vorrömischen Zeit. Die Römer errichteten auf dem Gipfel kleine Tempelanlagen (röm. Merkur, germ. Wotan, kelt. Visucius).

Nach Holl: Die bis in die 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts verbreitete Meinung, es handelt sich bei den Ringwällen um eine Fliehburg für Schutzsuchende aus der Umgebung, muß seit geraumer Zeit dahin gehend korrigiert werden, dass das Gipfelplateau des Berges als ständig besiedelter Ort zu verstehen ist.

Spätestens in der frühen Latènezeit (450-300 v. Chr.) bauten die Kelten vielfach Berggipfel zu befestigten Oppida aus. Ein solches Oppidum (Verschanzung, Befestigung, vorwiegend die keltischen befestigten Siedlungen des 1. und 2. Jahrh. v. Chr.) befand sich auf dem Heiligenberg und war ca. 250 Jahre dauerhaft besiedelt.

Die Heiligenbergsiedlung: Der innere Ringwall umschloß eine Siedlungsfläche von ca. 117.000 m2. Der äußere Ringwall enthielt eine Fläche von ca. 423.000 m2. Beide Ringwälle stellten somit ca. 54 ha Bauland zur Verfügung. Diese Siedlung war durch zwei Zugänge vom Westen her (Steckelgasse und Hainsbachweg) mit der Ebene verbunden. In ihrer Blütezeit um 250 v.Chr. war dieses Oppidum die größte Ansiedlung im gesamten Rhein-Neckar-Gebiet. Ein Machtzentrum oder Fürstensitz wird nicht ausgeschlossen.

Die Heiligenbergleute waren überwiegend Handwerker, Händler und Kaufleute. Ihre Zahl wird ca. 3.000 Menschen betragen haben. Die Behausungen waren in der Regel ca. 40-50 m2 groß.

Auf dem hinteren Gipfel bei der Michaelsbasilika gefundene Vertäfelungen deuten auf einen Fürstensitz hin, dem später ein römischer Merkurtempel und die neuerdings nachgewiesene merowingische Aberinsburg folgten.

Das Heidenloch: Ursprünglich war es ein keltischer Ritual- und Kultschacht mit einer Tiefe von 56 m. Es ist wie die Ringwälle eine technische Höchstleistung für die damalige Zeit.

Das Kloster Lorsch gründet auf dem Heiligenberg ein Tochterkloster: 863 beginnt der Bau der Michaelsbasilika. 1023 Umbau in eine Klosteranlage.

1094 gründet der Abt Anselm von Lorsch ein kleines, dem Hl. Stephan geweihtes Kloster auf der vorderen Kuppe des Berges. Zuvor hatte der Probst von St. Michael hier eine Kapelle erbaut.

weiterführende Literatur:

Jahrbuch 1999 Stadtteilverein e.V.

Die Keltenstadt auf dem Heiligenberg

Jahrbuch 1997 Stadtteilverein e.V.

    1. Der lange Weg zum Keltenweg
    2. Der Keltenweg auf dem Heiligenberg

III. Die Klosterruine St. Stephan auf dem Heiligenberg

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Das Kloster Lorsch

Das Benediktinerkloster lag in der Rheinebene, ca. 5 km westlich von Heppenheim und Bensheim.

Es wurde 764 durch die Rupertiner gegründet und mit Mönchen aus Gorze besetzt.

Diese Benediktinerabtei war bis ins 12. Jahrhundert ein bedeutender Kulturträger (Lorscher Kodex, Annalen, Bibliothek)

Lange Zeit hindurch Mittelpunkt der hiesigen Kultur. Das Kloster erwarb sich Verdienste in der Volkserziehung durch Schule, Kirche, Wissenschaft und Kunst.

In der Basilika befanden sich die Gebeine des Heiligen Nazarius.

772 erhält das Kloster für sein Gebiet die Immunität verliehen. Also wird es Reichsabtei.

Der Grundbesitz reichte von den Niederlanden bis zur Schweiz.

Es besaß sehr früh den größten Teil der Handschuhsheimer Gemarkung.

weiterführende Literatur:

Jahrbuch 1995 Stadtteilverein e.V.

Das Reichskloster Lorsch und die Handschuhsheimer Schenkungen

im Lorscher Codex

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Die Kirche

Die Kirche wird zuerst erwähnt im Jahre 774 (Regintrudis stiftet zu ihrem und ihres Gatten Seelenheil einen Weingarten neben der Kirche, die zu Ehren des Hl. Nazarius erbaut wurde).

Weiter s. ‚Kirchenführer‘

weiterführende Literatur:

Jahrbuch 1997 Stadtteilverein e.V.

Der frühe, hochmitellalterliche Sandsteinsarkophag in der Krypta der

katholischen Pfarrkirche St. Vitus und St. Georg zu Heidelberg-

Handschuhsheim

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Die Tiefburg

Nach Derwein: Dorf und Tiefburg gehörten nicht zusammen.

Der Kern des Besitzes der Herren der Tiefburg war Lehengut von Lorsch. Dagegen gehörte das Dorf zur Schauenburg in Dossenheim (vom Kloster Lorsch zum Schutz seiner reichen Besitzungen erbaut).

Nach Holl: Die Handschhsheimer Tiefburg ist die einzige Wasserburg an der Bergstraße und neben der Kirche St. Vitus das älteste und markanteste Wahrzeichen im Ortsbild.

Der Ursprung verliert sich im Dunkel der Geschichte. Die Burg ist aber untrennbar mit dem Kloster Lorsch und dem Handschuhsheimer Adel verbunden.

Die gegenwärtige Burg sind nur die Reste der ursprünglichen Wohnburg.

Die Burganlage belegte eine Fläche von ca. 5 ha, war umgeben von mächtigen Verteidigungsmauern um einen nochmals ummauerten Bezirk und wies im Mittelpunkt die Wohnburg aus.

Die Grenzen waren: im Osten die Mühltalstraße, im Westen die Bäumengasse, im Süden die Dossenheimer Landstraße und im Norden die Kriegsstraße.

Ortsbeschreibung aus heutigen Sicht: Tiefburgschule, Friedenskirche, Rosenapotheke und Bücherstube liegen innerhalb des ehemaligen Burgbezirks. <link: Stadtplan>. Im Ostteil befand sich die Vorburg mit Soldatenbau, Werkstätten, Stallungen und Remisen. Im Norden und Westen der Burggarten. Im Süden ein Vorwerk mit Brückenhaus.

Bebauung der Wohnburg: Nach der traditionellen Burgenkunde gab es zwei Möglichkeiten der Bebauung: a) Freier Innenhof mit Wohnbauten um die Mauer und b) Turmartiger Wohnbau in der Mitte mit kleineren Nebengebäuden. 1475 sind bereits beide Möglichkeiten verwirklicht.

Der Graben: Der heutige Graben ist neuzeitlich. Er war früher breiter, tiefer und nach außen hin unbefestigt. Die Brücke zur Burg war 1701 noch als aufziehbar dokumentiert (wohl nur der letzte Bogen).

Die Burg hatte mehrere Eingänge. Den Haupteingang bildete das Tor bei der »Bücherstube«.

Der eingemauerte Ritter: Nach Holl hat in der kleinen Gruft aus Platzgründen ein Begräbnis in stehender Haltung stattgefunden.

Nach Holl: Heutiger Zustand: 1911-1913 läßt Graf Raban von Helmstatt die Burg in den heutigen Zustand versetzen.

Außentreppe und Brunnenhaus sind aus dieser Zeit.

Der verstützte Westkeller (heute drei Linden darüber) wurde nicht mehr aufgebaut.

1920-1930 war in der Ritterstube eine Jugendherberge für Mädchen.

1950 verkauft Graf Pleikart von Helmstatt die Burg an die Stadt Heidelberg. Mieter ist seitdem der Stadtteilverein.

Die beiden letzten Geschosse waren bis 1972 privat bewohnt.

Über der Ritterstube befindet sich heute das Geschäftszimmer des Stadtteilvereins. In der ehemaligen Wohnung darüber ist das Tiefburgarchiv untergebracht.

weiterführende Literatur:

Festschrift 150 Jahre MGV Liederkranz 1847 e.V. Heidelberg-Handschuhsheim

Aus der Geschichte der Dorfes Handschuhsheim

Die Handschuhsheimer Tiefburg und ihre Geschichte

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Das nördliche Dorftor (um 1.500)

Das Tor nach Norden wurde auch Stuhltor genannt, denn am Gerichtstuhl (heutiger Friedhof) vorbei ritt man nach Dossenheim. Heute: Friedhofstraße/Mühltalstraße. <link: Stadtplan>

Zwischen Handschuhsheim und Dossenheim gab es früher auch ein Dorf Hillenbach, das vor dem Ausgang des Höllenbachtals lag. Das Dorf ist wahrscheinlich um1300 untergegangen und seine Gemarkung Handschuhsheim zugeschlagen worden. <link: Stadtplan?>

Der Galgen lag allerdings in der Nähe der alten Römerstraße nach Ladenburg. Das Gewann Galgenbuckel oder Hochgericht erinnert daran. <link: Stadtplan?>

Das südliche Dorftor (um 1.500)

Das südliche Dorftor, auch Heidelberger Tor genannt, war wenige Schritte vom Gewann Esel entfernt. Das Gewann Esel lag seinerseits südlich des Kapellenwegs, ehemaliger Kreuzpfad, und östlich der Handschuhsheimer Landstraße. Heute: Handschuhsheimer Landstraße/Kapellenweg. <link: Stadtplan>

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Das Wendelstor (um 1.500)

Heute: Dossenheimer Landstraße/Einmündung Mühlingstraße. Die Tore waren durch Gräber miteinander verbunden.

Gau/Zent

Die Alemannen und später die Franken haben sich wahrscheinlich nach den römischen Verwaltungsbezirken gerichtet.

Dem Gau steht der Graf vor. Der Graf wird von König ernannt. Er ist ordentlicher Richter, verwaltet den Gau und befehligt das Aufgebot im Krieg.

Die Gauen sind in Unterbezirken unterteilt. Sie sind die eigentlichen Gerichtssprengel und bilden die Grundlage für die polizeiliche und wirtschaftliche Organisation.

Aus Ladenburg entwickelt sich der fränkische Lobdengau (aus kelt. ‚lopodunum‘ für Ladenburg). Im Lobdengau liegen die spätere Kirchheimer und Schriesheimer Zent

Der Centenar stehr dem Zent vor. Er war auch Richter im Zentgericht. Seit der Karolingerzeit steht dem Centenar die niedere Gerichtsbarkeit zu. Er kann auch Hilfsorgan im Grafengericht sein.

Die Gemeinschaft der Zentgenossen kommt noch im 16. Jahrhundert in der Verpflichtung zur Landesverteidigung klar zum Ausdruck. 1504 baut man z.B. ein starkes Heeresaufgebot auf die Landfolge der Zentuntertanen auf. Kurfürst Philipp kann sich mit großen Truppenmassen für den bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg eindecken.

Im 17. Jahrhundert werden diese Kriegspflichten mehr und mehr aufgehoben. Die Untertaner zahlen dafür sog. Soldgelder. 1683 besteht nur die Verpflichtung der Zentgemeinde Reiswagen (=Kriegswagen) zu stellen.

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Fronden

Dienstleistungen, die zwangsweise für öffentliche oder private Berechtigte verrichtet werden mußten. Der Anspruch auf Fronden ist ein dingliches Recht.

Sie können geleistet werden als Spanndienst (Ackerbestellung, Baufuhren) und/oder Handdienst (Verrichtung auf dem Gutshof, Ernte- und Druscharbeiten, Jagdfronden usw.).

Und sie können sein »gemessen« (gemessene Dienste nach Zeit, nach real umschriebenen Leistungen oder durch Herkommen) oder »ungemessen« (willkürlich von landesherrlichen Beamten festgelegt und den derzeitigen Verhältnissen entsprechend abgeleitet).

Für die Fronden gibt es kein festes Maß und keine Vorschrift. Nach dem Tode von Karl Ludwig nehmen die Fronden zu und ruinieren fast die Bevölkerung.

Der Zentgraf ist Bindeglied zwischen Untertan und Herrschaft. Er ist seit dem 14. Jahrhundert bürgerlichen oder bäuerlichen Standes. Im 16. Jahrhundert ist die richterliche Tätigkeit wesentlich. Später ist es die Verwaltungseinheit der Zent. Er vermittelt dem Dorf die Verordnungen und Befehle. Legt die Frondienste, Kriegskosten und sonstige Lasten auf die einzelnen Dörfer um und überwacht die Durchführung.

Der Schultheiß ist das untere Sprachrohr und Verwaltungsorgan des Oberamts. Er teilt die vom Zentgrafen dem Dorf zugewiesenen Fronden und Abgaben auf die Bürger und verkündigt die Befehle des Oberamtes. Mit dem Gemeinderar setzt er die Ortsfronden fest.

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Der Adel

[ab hier in Vorbereitung]

weiterführende Literatur:

Festschrift 150 Jahre MGV Liederkranz 1847 e.V. Heidelberg-Handschuhsheim

Die Handschuhsheimer Tiefburg und ihre Geschichte

Die Mühlen

 

weiterführende Literatur:

Jahrbuch 1995 Stadtteilverein e.V.

Baugeschichte der vierten Mühle, Mühltalstraße 91 in Handschuhsheim

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Die Schule

 

weiterführende Literatur:

Jahrbuch 1999 Stadtteilverein e.V.

Ein Blick auf die Tiefburgschule in Handschuhsheim und ihre Lehrkräfte

seit ihrer Eröffnung als Volksschule 1897

Das Waisenhaus

 
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